Zusammen mit den anderen vier Kita-Eigenbetrieben von Berlin und der Pro Inklusio - Fachschule für Sozialpädagogik haben wir ein Ausbildungsprogramm entwickelt, der einen direkten Berufseinstieg ermöglicht. Vom ersten Tag an arbeiten unsere Auszubildenden fest in den Teams und werden von unseren ausgebildeten Mentor*Innen individuell betreut.

Derzeit bilden wir in 26 Einrichtungen und drei Ausbildungsregionen aus. Wir haben einmal bei zwei unserer Mitarbeiter*innen nachgefragt, wie sie das Ausbildungsprogramm finden. Lesen Sie hier unsere fünf Fragen an unseren Mentor:

Bevor wir Ihnen unsere Fragen stellen, stellen Sie sich doch kurz einmal vor.

Mein Name ist Sebastian E., ich bin 30 Jahre alt und seit 2019 freigestellter Mentor. Nach meinem Abitur arbeitete ich als Zivildienstleistender in einer Kindertageseinrichtung und begann ein Jahr später die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher. Meine Ausbildung absolvierte ich berufsbegleitend. Diese Erfahrung bewog mich schließlich dazu, als freigestellter Mentor zu arbeiten. .

Hier sind unsere 5 Fragen:

1. Was würden Sie Menschen raten, die sich für die Ausbildung zum*r Erzieher*in interessieren? Welche Eigenschaften sollte er*sie mitbringen?

Jede*r sollte sich vorab bewusstwerden, dass die Arbeit mit Kindern eine enorme Herausforderung darstellt. Die Flexibilität, sich täglich neuen Herausforderungen zu stellen, eine hohe Belastbarkeit und Stress- bzw. Lärmresistenz sind dabei nur als einige der Kernkompetenzen zu erwähnen.

Des Weiteren reicht es nicht, wenn man eigene Kinder hat, weil Kinder in einer Gemeinschaft anders agieren als in ihren Familien.

Freude und Spaß an der Arbeit mit Kindern ist eine Grundvoraussetzung für die tägliche Arbeit.  Es gibt nichts schöneres, als sich mit ihnen gemeinsam auf Entdeckungsreise zu begeben und über Prozesse oder Phänomene zu staunen.

Außerdem sollten Personen, die diese Tätigkeit ausüben wollen, einen guten Kommunikationsstil pflegen. Dieser ist für die Arbeit mit den Kindern aber auch den Familien und dem Team wichtig. Nur so gelingt es, dass Herausforderungen des Alltags konstruktiv und sensibel an- und besprochen werden können.

Für die Ausbildung gilt: Seien Sie dazu bereit, sich selbstkritisch zu hinterfragen. Die ständige Selbstreflexion kann sehr unbequem sein und lässt einen teilweise an sich selbst zweifeln. Wenn Sie bereit dazu sind, sich konstruktiv mit sich selbst und Ihrer Haltung auseinanderzusetzen, wird es Ihnen gelingen, sich enorm weiterzuentwickeln.

2. Welche Vorteile bringt die berufsbegleitende Ausbildung? Und worin denken Sie liegt die größte Herausforderung?

Dass das schulisch Erworbene gleich in der Praxis angewandt werden kann, sehe ich definitiv als einen der größten Vorteile. Ich habe durch Praktikanten erfahren können, dass sich Menschen, die das Vollzeitstudium absolvieren, zu viel für ihr kurzes Praktikum (drei oder sechs Monate) vorgenommen haben, weil sie ihr theoretisches Wissen in der Praxis anwenden möchten. Die Erfahrung mit den Studierenden der berufsbegleitenden Ausbildung hat gezeigt, dass diese mit der Zeit viel entspannter werden und sich realistischer im Praxistransfer einschätzen, da sie ihr Erlerntes zeitnah umsetzen können.

Dennoch sehe ich im Theorie-Praxistransfer die größte Herausforderung, da jede Einrichtung unterschiedliche Voraussetzungen und Konzepte hat, welche die Studierenden mit dem Wissen aus der Schule verunsichern. Ein großer Vorteil hierbei ist die Funktion der/des freigestellten Mentor*in, da diese Unsicherheiten zeitnah und geschützt besprochen werden können.

3. Mit welchen Erwartungen und Sorgen kommen die Auszubildenden in die Ausbildung?

Es ist sehr schön zu sehen, dass die Studierenden die Ausübung der Tätigkeit aus einem tiefen Bedürfnis herausmachen möchten. Sie möchten den Kindern einen schönen Alltag bieten, tolle Dinge mit ihnen erleben und den Raum zum Spielen ermöglichen.

Da dies nur eine Facette der pädagogischen Arbeit ist, sind viele Auszubildende schnell verunsichert. Die Arbeit mit Kindern ist sehr komplex, da auch die Arbeit mit den Familien und den Kolleg*innen einen großen Teil einnehmen. Einige fühlen sich mit den Anforderungen der Aufsichtspflicht oder aber auch dem adäquaten Durchsetzungsvermögen gegenüber den Kindern überfordert. Da wir diese Unsicherheiten schnell besprechen, werden diese jedoch zeitnah abgebaut. Es ist schön zu sehen, wie sich die Studierenden weiterentwickeln.

4. Wie begleiten Sie die Studierenden? Welche Unterstützung gibt es?

Wir treffen uns mindestens ein Mal in der Woche. Diese Treffen finden in einem geschützten Raum statt. Das bedeutet, dass keine anderen Personen zu dieser Zeit Zutritt haben. Nur so ist sichergestellt, dass ein vertrauensvolles Gespräch stattfinden kann, in dem über Sorgen, Beobachtungen oder pädagogische Planungen gesprochen wird.

Des Weiteren finden regelmäßige „Begleittage“ in den Gruppen statt. Im Anschluss wird gemeinsam über die Aktivitäten, Unsicherheiten und Herausforderungen geredet.

Mir ist es sehr wichtig, dass die Studierenden wissen, dass sie sich mir immer anvertrauen können. Vor allem im letzten Jahr ist die Flexibilität der Ansprechbarkeit von enormer Bedeutung, da die Facharbeit viel von den Studierenden abverlangt. Wenn sie wissen, dass sie eine*n verlässliche*n Ansprechpartner*in haben, gibt es ihnen Sicherheit.

5. Was wünschen Sie sich für den Erzieherberuf für die Zukunft?

Ich würde mir wünschen, dass sich die Rahmenbedingungen für die Arbeit mit Kindern ändern. Ein großes Problem ist der Personalmangel und der Personalschlüssel. Es ist sehr schön zu beobachten, dass die Kinderanzahl, die auf eine pädagogische Fachkraft gerechnet werden, sinkt. Es ist jedoch egal, wenn es nicht genug Personal gibt, das die freien Stellen besetzt.

Außerdem würde ich mir wünschen, dass sich die Räumlichkeiten für Kinder entspannen. Damit meine ich, dass die Gruppenstärke (Anzahl der Kinder in einem Raum) sich verringern sollte oder weitere Räumlichkeiten geschaffen werden.